Er organisiert seit 2009 den Stabenumzug

Der Stabenumzug in Nördlingen wird nicht von der Stadt organisiert, sondern von einem Lehrer. Der aktuelle Würdenträger Ronny Birzele war schon als Kind dabei.

VON DOMINIK DURNER

Der Stabenumzug hatte lange eine besondere Faustregel: “Nur Nördlinger Kinder”, galt es. Während Kinder aus dem eingemeindeten Herkheim also in den 70er-Jahren bereits mitlaufen durften, waren einen Steinwurf weiter die Reimlinger noch zum Zuschauen verdammt. Dort wurde 1968 Ronny Birzele geboren. Mitlaufen durfte er schließlich trotzdem; für den achtjährigen Ronny war die Knabenkapelle Nördlingen die “Eintrittskarte” zu seinem ersten Stabenfest. Der heutige Mittelschullehrer organisiert seit 2009 selbst den Stabenumzug, als gebürtiger Rieser füllt er diese Rolle mit Stolz und Leidenschaft aus – auch wenn nicht immer als glattlief.

Zurück in die 70er: Die musikbegeisterten Eltern wollten ihren Ronny unbedingt in einer Musikkapelle mitspielen sehen. Weil die Reimlinger aber keinen Trommlerbedarf mehr hatten, ging Ronny Birzele eben in die Knabenkapelle Nördlingen. Bei seinem ersten Stabenumzug war er gerade ein halbes Jahr dabei, der Trommelchor marschierte wie üblich vorneweg – die Kinder legten aber ein zu schnelles Marschtempo hin, der restliche Umzug kam nicht hinterher. Birzele erinnert sich: “Danach durften wir unsere Instrumente nur noch würdevoll durch die Stadt tragen, gespielt haben wir nicht mehr.”

Birzele und seine Freunde spielten Basketball – um bolzen zu können

Heute kann Birzele darüber lachen, er sagt: “2009, bei meinem ersten Umzug als Organisator, ist genau das Gleiche passiert.” Damals lief er versetzt vorneweg, hinter ihm folgte wie üblich die Knabenkapelle. Als der Zug aber auf dem Marktplatz ankam und für die Huldigung bereitstand, folgte hinter der Kapelle nur der Verein Alt Nördlingen. “Wir haben irgendwo auf dem Weg den restlichen Umzug verloren”, sagt Ronny Birzele und grinst, “das war das reinste Déjà-vu.” Seitdem lief beim Umzug aber nichts mehr schief, die Übernahme der Organisation bereitet dem 53-Jährigen bis heute viel Freude. Der Knabenkapelle hielt er übrigens bis 1988 die Treue.

Zu dieser Zeit steckte er bereits mitten in seiner Ausbildung zum Elektroniker in Oettingen. Auch in Nördlingen war Ronny Birzele noch aktiv: Mit Freunden gründete er einen Hobby-Bolzverein, die “Los Diegos”. Technisch zwar “unterirdisch”, gab es ein übergeordnetes Ziel, nämlich in den kalten Wintern in einer Halle spielen zu können. Also nahmen die “Los Diegos” am aktiven Spielbetrieb einer Basketballmannschaft teil – und konnten sich so sogar in der Vierfachturnhalle austoben. “Wir haben damals kein einziges Basketballspiel gewonnen”, sagt Birzele.

Bald darauf orientierte er sich aber um: 1990 schloss er die Fachoberschule ab, nach dem Wehrersatzdienst studierte er von 1991 bis 1996 Elektrotechnik an der Fachhochschule Augsburg. Währenddessen zog Birzele mit seiner heutigen Frau Ursula zunächst 1994 nach Donauwörth, 1996 dann nach Augsburg. “Dann merkte ich: Strom ist schon eine sehr abstrakte Geschichte”, sagt Birzele, “und eigentlich wollte ich sowieso immer Richtung Schule gehen.”